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Praxis für Ergotherapie |
Gotje Lange |
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Ergotherapie: Vom Behandeln zum Handeln.
Während meiner Berufserfahrung als Ergotherapeutin wurden mir häufig Fragen zu meinem Berufsfeld gestellt. Hier sind einige kurze Antworten zu den meistgestellten Fragen:
1) Was ist Ergotherapie?
Definition des deutschen Verbandes für Ergotherapie: "Ergotherapie begleitet, unterstützt und befähigt Menschen jeden Alters, die in ihren alltäglichen Fähigkeiten eingeschränkt oder von Einschränkungen bedroht sind, für sie bedeutungsvolle Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer Umwelt durchführen zu können. Ziel der Ergotherapie ist es, durch den Einsatz von Aktivitäten, Betätigung und Umweltanpassung dem Menschen eine größtmögliche Handlungsfähigkeit im Alltag, Lebensqualität und gesellschaftliche Partizipation zu ermöglichen.
2) Wo ist der Unterschied zur Krankengymnastik?
Eine Abgrenzung der einzelnen Heilmittel voneinander macht sich bei gleichen Diagnosen an den Therapiezielen fest, die es zu erreichen gilt. Der ganzheitliche Ansatz der Ergotherapie muss herausgehoben werden, nicht Fertigkeiten soll unser Patient erlangen, sondern Fähigkeiten. Das Erreichen der Handlungsfähigkeiten im Alltag und Berufsleben steht im Vordergrund der ergotherapeutischen Zielsetzung. Bei der ergotherapeutischen Diagnose müssen sicher auch Funktionsstörungen (z.B. eingeschränktes gehen) berücksichtig werden, aber im Vordergrund stehen die gestörten Handlungskompetenzen und die Fähigkeitsstörungen. Dazu kann es notwendig sein auch mal auf eine Einzelfertigkeit zu verzichten, z.B. das Schreiben mit der gelähmten rechten Hand, wenn das Endziel die Wiedereingliederung in die Familie erreicht werden konnte. Steht die Motorik als solche im Vordergrund, ist sicher Krankengymnastik zu empfehlen. Ist das Problem des Patienten eher eine Fähigkeitsstörung in der Selbstversorgung, die natürlich mit mangelnden Bewegungsmöglichkeiten einhergeht, ist Ergotherapie zu empfehlen. Des weiteren haben die Ergotherapeuten häufig ihren Schwerpunkt in den Bereichen der Wahrnehmungsstörungen und Sensibilitätsstörungen und den psychischen und sozio-emotionalen Störungen.
3) Seit wann gibt es Ergotherapie?
Das "tätig sein" als Maßnahme zur Linderung oder sogar Behandlung von Störungen/ Schwächen hat schon eine lange Tradition, Ursprünge finden sich schon im 1. Jahrhundert vor Christi. Anfang des 20. Jahrhunderts bemühte man sich in Boston erstmals, psychisch Kranke mit einer gewissen Systematik zu "beschäftigen." Schnell wurde klar, dass man dazu Fachkräfte benötigte. Ein Lehrgang für Ergotherapie wurde am sozialmedizinischen Institut entwickelt. In Boston begann 1908 der erste offizielle Ausbildungslehrgang für Ergotherapeuten. In Deutschland wurde in einer Anstalt in Gütersloh 1922 das erste Mal nach diesen Aspekten gearbeitet. Die eigentliche Entwicklung der Ergotherapie begann nach dem zweiten Weltkrieg durch englische Schwestern, da viele Kriegsverletzte gezielte Rehabilitationsmaßnahmen benötigten. Der erste Ausbildungslehrgang vom britischen Roten Kreuz fand in Bad Pyrmont 1947 statt. Zur Zeit gibt es mehr als 160 Ausbildungsschulen und über 35000 Ergotherapeuten in Deutschland.
4) Wie kommt man an Ergotherapie?
Ergotherapie wird auf Verordnung eines Arztes durchgeführt, wie z.B. auch die Krankengymnastik oder die Logopädie. Kostenträger sind hierbei die gesetzlichen oder privaten Krankenkassen oder eine Berufsgenossenschaft.
5) Welche Fachbereiche gibt es in der Ergotherapie und wer wird behandelt?
- Arbeitstherapie - Geriatrie - Geistige Behinderungen - Neurologie - Orthopädie/ Traumatologie - Pädiatrie - Psychiatrie - Rheumatologie
Patienten die in diesen Bereichen Erkrankungen, Störungen oder Schwächen haben können sich von Ergotherapeuten behandeln lassen. In diesem Zusammenhang finde ich es noch wichtig zu sagen, dass die Zusammenarbeit und Interaktion zwischen Therapeut und Patient( und dessen Angehörigen) wichtig ist. Sie trägt maßgeblich zum Therapieerfolg bei. Des weiteren lege ich besonderen Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit den anderen Berufsgruppen, nicht nur mit dem verordnendem Arzt, sondern auch den Erzieher/innen , dem Pflegepersonal, den Lehrer/innen, Trainer, Physiotherapeuten und Logopäden. Durch eine gute Zusammenarbeit verkürzen sich die Behandlungszeiten und es steigern sich die Therapieerfolge.
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